Nach dem Ruhetag war heute mal wieder eine gute Etappe angesagt – ca 330Km und zusätzlich noch ein paar Höhenmeter, weil Shimla auf 2200 MüM liegt. Zeitlich eigentlich durchaus machbar, aber wir wollen ja über das Spiti Valley fahren und da müssten wir in Shimla (ev auch erst Rekong Peo) noch ein Permit erhalten – andere Teams und die Schoggis haben das in Shimla bravourös hingekriegt und uns exakt gebrieft – Knackpunkt ist, dass das Office um 17:00 zumacht, man da nicht vorfahren kann, sondern im Dorf parken und dann hochwandern muss und es auch bei schnellster Bearbeitung 30 Minuten dauert (im Roadbook werden Zeiten von 3-6 Stunden als normal angegeben…). Dummerweise haben wir am Morgen erst mal verschlafen und sind dann um 8:20 los – on the road – im mystischen Morgenlicht – den Bergen entgegen!

Hinaus aus dem Trubel der Stadt vorbei an den Gürteln aus Armenbehausungen

die leider die meisten Städte umschliessen und Zeugen dafür sind, dass der Umbruch einer Gesellschaft/Wirtschaft zwischen den verschiedenen Sektoren nicht friktionslos verläuft. Hoffen wir, dass das Schild „wenden verboten“ sich hier nur auf den Verkehr bezieht und die Anwohner trotzdem noch Chancen auf komfortablere Behausungen kriegen.

Jedenfalls pushten wir unser Tuck zu Höchstleistungen, um unten in der Ebene auf dem Highway vorwärts zu kommen – in den Bergstrassen würde dies schwierig werden. Vorbei am bisher ersten und einzigen Bahnübergang, der uns gleich um 10 Minuten zurückwarf – Stau, weil tatsächlich ein Zug vorbeifuhr, was doch eher selten ist, denn Bahngleise sind hier glaubs auch Wanderwege:

Oder anstelle der Street Parade gab es eine Train Parade – auch wenn es sich bei den Flaggen vermutlich eher um politische Kundgebungen handelte, denen man sich auch spontan noch anschliessen konnte

und bei denen es offenbar auch leckeres Essen

und die volle Dröhnung

gab – also vielleicht ja doch ein Off-Spring der Zürcher Street Parade…

Wir aber tuckten unbeirrt weiter

und weiter – Jimbo schonte seine Kräfte und bei der nächsten Ablösung genoss Dr D eine Zigarre,

was allerdings einen local Biker etwas irritierte, weil Rauchen am Steuer sei verboten – ja was denn? Nachdem er sich dann aber vergewisserte, dass Dr D trotz der Rauchzeichen die Spur halten konnte, verdünnisierte er sich nach kilometerlangen Verfolgungsfahrt irgendwann und falls wir tatsächlich das Indische Strassenverkehrsgesetz oder sonst ein Gesetz oder Gebot verletzt haben, entschuldigen wir uns offiziell und ehrlich! Denn in Zeiten der Shit-Storm Hurricanes ist das Berichterstatten über eine Reise noch viel verwegener als die Reise selbst! Und wer uns kennt weiss, dass wir uns zwar gerne mit spitzer Feder lustig machen – aber wichtig dabei: Unsere an Sarkasmus grenzende Ironie oder wie auch immer man das bezeichnen mag, richtet sich nie gegen einen Menschen oder Menschengruppen sondern primär eigentlich an das System, die Gesellschaft oder Dinge in welche Menschen eingepresst werden. Kurzum wir wollen niemanden blossstellen oder gar verletzen, haben aber auch die Pflicht, unsere Leser zu unterhalten und das ist ausschliesslich mittels textlichem Streaming des Reisefortschritts nur schwer zu bewerkstelligen.

Jedenfalls fuhren wir auch mal wieder über den Ganges (wir gestehen, dass unsere lokalen Geografiekenntnisse sehr bescheiden sind und es sich hier kaum um den Ganges handeln kann, weil ja das Wasser im reinsten blau daherfliesst!)

tankten – inklusive dem obligaten Selfie mit einem der vielen Inder die unser Tuck einfach „beautiful“ finden, oder unsere Challenge mögen oder weshalb auch immer, weil das mit der Verständigung ist nicht immer einfach – aber tanken klappt immer!

vorbei an imposanten Zementwerken – welche für den Verlauf des heutigen Tages noch eine essentielle Rolle spielen werden – wir wollen nicht vorgreifen und sagen daher bloss „in Ambuja Cement we trust“!

Und dann ging es schon ab ins Gebirge – also fast! Denn, genau wie zu Hause – Stau vor dem Gotthard und hier vor dem Tunnel No. 1 – alles wie gehabt, auch hier Tunnel mit Gegenverkehr, in der RickShaw etwas stickig, staubig und eher monoton…

Jendenfalls waren wir gar nicht schlecht on Time um nicht bloss Shimla zu erreichen, als auch noch eine Chance auf den Permit zu haben – und so nahmen wir dann auch diese Abzweigung mit voller Fahrt und Überzeugung – Shimla here we come.

Rein in die piktoreske Bergwelt – wir lassen die Bilder sprechen! Ahhhh

und ohhhh

und wow

wobei diese Zeugen der Industrialisierung sehr typisch sind, denn je höher wir kamen, desto grösser wurden die Bauten, die die Inder da auf die Hügel klotzten – wir können nur mutmassen, dass die panische Angst vor dem durch das Global Warming verusachten Anstieg des Meerniveause haben müssen…

oder

und die Bauerei ist noch lang nicht zu Ende – Zement muss eine milliardenschwere Wirtschaftsbranche sein, weil in der Regel zuerst mal der ganze Berg zubetoniert und mit Zugankern gesichert werden muss, hoffentlich! In Ambuja we trust ist denn auch der Slogan der lokalen Zementfabrik und – wir müssen denen auch vertrauen.

Dazwischen geniessen wir aber immer auch gerne die exotischen Tiere auf den Strassen

oder

wobei sich gerade diese unsere direkten Vorfahren hier auch nützlich machen und wichtige Funktionen in den öffentlichen Diensten wahrnehmen

und selbst einen Tiger haben wir schon gesichtet

Ihr spürt, die Tuckerei hat auch ihre monotonen Seiten und auch wenn wir uns an der Szenerie und den Strassenständen

kaum satt sehen können, so mussten wir doch eine rein physisch fehlende Sättigung fest stellen – denn heute gab’s noch keinerlei „Tuck away“ – keinen Chai Massala, keine Dosas, keine Schoggigipfeli und auch über die Mittagsessenszeit sind wir einfach herübergebügelt, also hielten wir dann trotzdem mal an um ein paar Tüten Chips und Erdnüsse zu ergattern – besser als nichts.

Und ortsüblich – wer den Weg in die Berge nicht findet, der folge einfach den Chiptüten auf der Strasse, weil indische Autos sind bekanntlich keine Abfallkübel, weshalb selbiger sofort und direkt aus dem Fenster heraus entsorgt wird. Zum guten Glück ist unser Tuck kein Auto und wir haben da sogar Abfallsäcke an Bord, die wir dann Schweizerisch pingelig korrekt – wenn auch nicht müllgetrennt – entsorgen.

Gleichzeitig zerrann aber leider auch unser Zeitbudget, v. a. weil der Verkehr in den Bergen dank der Schlaglöcher und der um die Passagiere wettrennenden Busse nicht mehr einem Anfängerlevel, sondern einem Boss-Level auf Fortgeschrittenen-Niveau entspricht. Dass wir einen Verzweiger verpassten und wieder zurücksetzen mussten, half auch nicht. Somit gaben wir das Rennen um das Permit auf und trafen tiefenentspannt in Shimla ein. Jimbo hatte ein Geheimtipp-Boutiquenhotel reserviert und wir tuckten dem entspannt zugegen, mussten dann aber konstatieren, dass dies an dieser fast senkrechten Bergwand schwierig werden könnte und tatsächlich war dann auch die Strasse zum Hotel gesperrt, Fussgängerzone. Polizei bewacht (die Strafe wäre zwar nur 300 Rupien gewesen (ca CHF 3.–) aber das war jetzt nicht so gedacht, dass man gegen Bezahlung trotzdem durfte und da wir beim Anblick einer dieser schönen Royal Enfields immer ins Schwärmen geraten, versuchten wir gar nicht erst zu diskutieren.

Also wieder runter, das Tuck gefühlte 100 Meter weiter unten ins Parkhaus gestellt und einmal mehr der Familie Schindler gedankt, welche diese grandiose Idee mit dem Blechkasten an Seilen & Ausgleichsgewichten & Motor & so hatte. Der Höhenunterschied war dann so gross, dass es wie bei unseren alpinen Seilbahnen zwei Lifte brauchte, um die Höhendifferenz zu überbrücken – aber das Hotel war von da nur noch einen Steinwurf entfernt – endlich!

Zum weiteren Abend hat Dr D nicht mehr so viel zu erzählen – Jimbo bezeichnet Shimla nicht unzutreffend als das St. Moritz des Himalayas

und das mit der Street Parade haben wir ja auch schon festgestellt

Hungrig und durstig wie Wölfe sind wir dann einfach in die erste lokale Brauerei eingefallen und haben Bier & Pizza bestellt

richtig lecker – und va sehr international ausgerichtet

Und zum Abschluss haben wir bei ein paar Zigarren unseren Beitrag zur Bekämpfung der Mückenplage geleistet.


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