Die Kunst solcher Reisen ist ja die Balance – nicht zuviel Gas aber auch nicht zuwenig, ausreichend Ruhe und Meditation als Bei- resp Hintenanfahrer im Tuck und trotzdem genug Action, damit nicht das Gefühl eines Sharm el Sheikhs all inclusive Urlaubs inkl orangem Bändeli und unlimitierten Gratisdrinks an der Poolbar aufkommt (wobei man dort natürlich auch Schnorcheln gehen und vom Hai angefressen werden kann – gar nicht lustig und sogar real – da wird der all inclusive Erholungstrip dann nicht nur adrelaningeladen, aber wir schweifen ab). Denn eigentlich beschlossen wir ja bloss, dem Goldenen Tempel in Amritsar – einer der Säulen der Sikhs Religion gebührend Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen, denn was wir so in ein paar Minuten zur Sikh Religion gelesen haben klingt ja nicht mal so unvernünftig (die Idee einer nicht materialisierten und gGeschlechtsneutralen Gottheit ist eigentlich ja relativ offen und neutral). Jedenfalls hat Dr D Jimbo dann mittels Google zielsicher durch engste Fussgängerwege (hier halt normale Strassen) zum Tempel gelotst und Jimbo sofort parkiert.

Durfte er aber nicht, was den Vorteil hatte, dass ein netter Sikh zu uns in das Tuck hopste und uns zum PKW Parkplatz lotste

und danach auch gleich durch alle Eingangskontrollen und Formalitäten (Schuhe abziehen, Kopftuch montieren) beim Tempel. Der wirklich atemberaubend ausfällt, was wir euch aber nicht zeigen können, weil Fötele verboten ist. Und daran haben wir uns gehalten – auch ans Handyverbot, obwohl wir ca 1h anstehen mussten, um zu den auf einer Insel liegenden heiligen Schreinen vorzustossen. Kurzum eine Welt für sich – friedlich und mit einer Fülle an ihr eigenen Riten, die wir natürlich nicht verstanden.

Zurück zum Hotel, Joni liess es beim Ausparken mal wirklich – und nicht bloss dahergesagt auf Millimeter ankommen

vorbei an der üblichen Kunst am Bau – oder einer Demonstration der Verkabelungskunst der indischen Elektroinstallateure

Vorbei am prallen Stadtleben

mit allem Drum und Dran – zB auch einem pinken Hund, was wir zuerst auf eine ungünstige Schlafstätte schoben – nach der Grenzparade am Abend aber plötzlich unsicher waren, ob es vielleicht einfach ein modisch aufgebretzelter Vierbeiner zum Tag des Hundes war (die Chinesen machen daraus ja gleich ein Jahr – wäre wohl schon sehr anstrengend für unsere lieben vierpfotigen Begleiter)

weiter vorbei an imposanten Motorenwerkstätten

und Modeaccessoireverkäufern – halt eher die lokale Varietät, die ich aber als Kind unglaublich bewundert habe, weshalb ich auch jedes Mal Gänsehaut kriege, wenn wir so einen Vogel in der realen Wildbahn sehen, auch wenn sie dort leider nur allerhöchst selten Mal das Rad schlagen (vermutlich eher sogar unters Rad kommen – aber das mit dem Roadkill ist eine andere Geschichte und die passt überhaupt nicht zu diesem besinnlichen Tempelkapitel!)

Jedenfalls haben wir kurz geluncht und danach – verantwortungsvoll und gut vorbereitet wie wir sind in Indiens ältester Apotheke noch einen 24er Blister 400mg Ibuprofen für exakt 25 Rappen gekauft (bei den Preisen wären die Schweizer Gesundheitskosten wohl auch weniger drückend).

Sodann Erholung und bloggen im Hotel um rechtzeitig für die Show an der Grenze aufzubrechen. Das ist irgend so eine Veranstaltung, wo jeweils in den Morgen- und Abendstunden die Flagge gehisst oder runtergenommen wird, sich angeblich Angehörige durch die Grenze hindurch sehen dürfen – anschliessend wird der Grenzzaun für ein paar Minuten geöffnet, damit sich die Soldaten gegenseitig ankeifen können und die Massen schreien und dann gehen alle friedlich wieder nach Hause. Seltsam. Echt seltsam und vermutlich haben wir das einfach nicht richtig verstanden also nix wie hin!

Schon aus 5 Km sind die riesigen Flaggen zu erkennen und später steht man dann vor dem Tor zu India oder so

Was eigentlich einfach ein gigantisches Stadion mit ein paar Tausend Sitzplätzen ist. Wir mussten zwar den Rucksack abgeben, wurden aber – wohl weil Bleichgesichter oder wegen Dr D aka Mr. Desert oder wie auch immer auf die Promitribüne geleitet, ok die Promis kannten wir nicht, aber wir hatten beste Plätze

und das obwohl Dr D anstelle des Passes bloss seinen nigelnagelneuen Schweizer Kreditkartenfahrausweis vorweisen konnte. Aber mit ein bisschen Ernst drein schauen wurde auch der akzeptiert. Danach begann dann das lange Warten auf die Show. Zuerst die lokalen Fahnensprinterinnen, also die die’s grad nicht nach Paris zur Olympiade geschafft haben. Zog sich etwas hin (nicht weil die langsam waren sondern weil soviele!)

Die Menge wurde immer wieder stramm von einem Einpeitscher angefeuert und bei genügend Applaus liess er sich sogar zu simulierten Kricketschlägen oder was immer Würfen in Richtung Feindesland hinreisen – die Menge kochte!

Weiter ging es mit einer Hundeshow, was für die Vierbeiner sicherlich eine Tortur war – denn bei weit über 30 Grad lief auch uns der Schweiss nur so in Bächen hinunter und wie heiss der Boden war wussten wir vom Barfusswandeln auf den weissen (ok) und schwarzen (Spiegeleiertemperatur – dh hier akute Gefahr die Flossen zu knusprigem Paperdam zu fritieren) Marmorfliesen im Goldenen Tempel erlebt!

Und unsere besten Freunde mussten nicht bloss da sein, sondern auch dem Oberwauwau (also Chefkommandanten auf dem Ehrensitz) ein Aperosnackkörbli bringen

danach salutieren AUCH die Hunde!!! autsch

und danach auch noch Tiger spielen – was fällt denen eigentlich ein?

Zum guten Glück wissen sowohl Jimbo als auch Dr D ihre Vierbeiner in akkuraterem Klima und liebevolleren Händen. Dem Gesichtsausdruck zu urteilen waren jedenfalls nicht alle Performer so richtig begeistert…

Aber the Show must go on und es folgten ein paar Akrobatikeinlagen der Eliteeinheiten – haben wir auch nicht ganz verstanden aber das Ziel war es glaubs sich selbst die Federn mit einem Doppelsalto vom Kopf zu schiessen und sie danach wieder frisch gefiedert auf der Rübe zu haben, hat aber keiner geschafft.

Die Folklore und Einpeitscherei war übrigens gegenseitig – hier ein Fahnenläufer des nördlichen Nachbarns

und hier ein Foto vom Übertragungsbildschirm auf welchem man die gegenseitig Tribüne sehen kann (diejenige auf der anderen Seite wird grad neu gebaut, dazu waren die Bagger während der ganzen Zeremonie nonstop am arbeiten…

Und dann endlich – nein es ging nicht die Sonne auf, sondern der Grenzzaun

und die gegenseitigen Wortmeldungen konnten endlich direkt an Mann und Frau gebracht werden:

Durchaus intensiv wurde debatiert

Aber – wohl weil ergebnislos, dann doch einfach die Fahnen runter genommen und die Grenze wieder geschlossen.

Und ergo gilt es immer noch wachsam und auf der Hut zu sein – auch in der Luft, was Dr D als Aviatikfahn natürlich besonders freute, auch wenn er beim Backenbart offensichtlich noch nicht den Indian Air Force Standard erreicht hat…

Die Rückfahrt nahmen wir zwar aus der Pole Position in Angriff, konnten aber aufgrund der vorgerückten Tageszeit (die Fahnen werden jeweils bei Sonnenuntergang runter genommen) nicht ganz vermeiden auch noch etwas im Dunkeln zu cruisen, wobei die Dunkelheit fast das geringere Problem als die Blendlichter der Geisterfahrer & Co sind…

Jedenfalls war danach der Ofen aus, Schicht im Schacht und ausser dem Niederschrieb dieses Tages geschah nicht mehr viel. Morgen geht es weiter – happige 330Km nach Shimla – angeblich mit einer echten Bergankunft, mal schauen wie das klappt. Motor off & gute Nacht allerseits.

Kategorien: Punjab

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