Morgenstund hat Gold im Mund – das gilt zumindest für das Wikinger Team, welches vermutlich nicht die allerbeste Rickshaw erwischt hat – verbunden mit gewissen fahrerischen Eskapaden rechnen sie daher bergauf noch mit einer Marschgeschwindigkeit welche bloss unwesentlich im zweistelligen Zahlenbereich liegt. Unser Tuck örgelt hingegen munter vor sich hin, verlangt bloss ab und an mal ein paar Deziliter Öl und irgendwelche immer mal wieder auftauchenden Geräusche verschwinden auch immer wieder und so planen wir für die letzte Etappe – 174 Km mit der Bezwingung des Tangla La auf 5328 Metern über Meer mal eine relaxte Startzeit von 9:00 an.
Ansonsten war die Morgenstund durchaus angenehm, auch wenn die Nacht – obwohl sie lange andauerte, weil – allzuviele Puppen konnte man in Pang nicht tanzen lassen, mässig erholsam, irgendwie hat sich die Höhe vermutlich schon bemerkbar gemacht – immerhin haben wir mit 4’500 MüM quasi auf dem Gipfel des Matterhorns übernachtet.
Nichtsdestotrotz genoss Dr D ein Morgenzigärrchen, quasi die letzte Vorbereitung gegen die Höhenkrankheit auf dem Tangla La Pass und Jimbo sinniert vor sich hin – so betrachtet müssten wir eigentlich mal unser Dossier für den nächsten Death-Valley Pulp Fiction Western Verschnitt einreichen – im monoton dasitzen und bedeutungsschwanger zu schweigen wären wir gar nicht so schlecht (also so im Stile von Billy Bob Thornton – «me I don’t talk much» oder dann mehr Dirty Harry «Man’s gotta do what Man’s gotta do» etc). In Pang ist das nicht schwer, Mobilempfang gibt es nicht und Strom meistens auch nicht bzw nur wenn der Dieselgenerator läuft. Doch plötzlich wurde die Stille von einer lieblichen Frauenstimme durchschnitten – Breakfast is ready. Nimmt man doch gerne.
Aus Dankbarkeit über die überlebte Nacht (wie erwähnt, Pang ist immerhin ca 4500 MüM hoch), verschenkten wir dann noch die Schlafsäcke, welche wir die ganze Zeit mitgeschleppt hatten, weil man weiss ja nie, an unsere Gastgeberin und machten uns auf den Engländern mit dem leicht angeschlagenen Differential (nicht die Gleichung sondern das unten zwischen den (nein nicht so wie ihr denkt …) Rädern beizustehen. War dann aber nicht mehr weiter nötig weil die Engländer die Epoxireparaturpaste noch weitere 30 Minuten härten lassen wollten und meinten sie würden ohnehin klarkommen also hiess es mal wieder ‚hopp dä Bäse‘ – Tuck gesattelt und los. Vorbei an der einheimischen Bevölkerung – los
vorbei an piktoresken Steinmetzarbeiten aus längst verflossenen Zeiten – man beachte die bewundernswert rhythmisch geformten Meisselfurchen, welche Jimbo – der ja seit jüngstem auch in der fernostzentralischen Spiritualistik bewandert ist (mittlerweile schleppt er sogar so ein ayurvedisches Klangdingsdongs mit sich und es fehlt nur noch, dass jede Bewegung mittels eines langgezogenen Ohms eingeleitet wird) sofort als Fragment einer riesigen, wohl aus der Steinzeit (logisch – sieht ja schon Dr D dass das Teil aus Stein ist) Klangschale der damaligen Urbevölkerung identifiziert.
weiterziehend durch eine relativ beliebig beeindruckende Landschaft, dh dies könnten auch Höhenzüge in der Sierra Nevada oder die Rockies nach den Great Plains oder auch einfach Eiger Mönch und Jungfrau sein
schraubten wir uns mal wieder höher und höher
Weiter und weiter Richtung Schneefelder, auch wenn diese unerreichbar bleiben würden – also zumindest hier – zurück in der Schweiz beginnt dann ja schon bald die Skisaison
Und nachdem wir an den Schneefeldern vorbei gekurvt war stand er dann endlich, in seiner vollen Pracht vor uns: Der Kulminationspunkt, quasi der Klimax dieser ganzen Tuckerei,
der TraraTrara!!! Taglang La!
Dank einer seltenen Windstille gelang es Dr D sogar sich eine Gipfelzigarre anzustecken – kein einfaches Unterfangen, die Umwelt auf dieser Höhe ist derart lebensfeindlich und sauerstoffarm, dass alle Feuerzeuge ihren Dienst verweigern und man wieder auf die guten alten Zündhölzli angewiesen ist, wobei hier oben auch nur der Anfang von Mani Matters Weisheiten zutreffen – also das mit der Flamme – die kämpft dann aber nur schon damit das Hölzchen zu entflammen, was eine äusserst ruhige Hand erfordert und erst dann, ist daran zu denken, von dieser Flamme Füür für die Zigarre zu nehmen, wobei das mit einem Hölzchen sowieso nie klappt – eine Zigarre ist ja keine Zigarette und so erfordert das durchaus eine gewisse Prozession. Die Dr D aber erfolgreich meisterte und sich dann ans posen machte.
Unbelievable – we made it!
Worauf sich mit resolutem Schritt der Pass-Kommandant näherte und – Dr D befürchtete schon das Schlimmste – Rauchverbot über 5’000 Meter weil zu wenig Sauerstoff, oder das hier ist eine rauchfreie Zone – unerwartet sanft und höflich um einen Gefallen bat: Ob man ein Foto erstellen dürfte – es wäre schliesslich Indischer Nationalfeiertag (recht cool die Inder – die haben nämlich nicht bloss einen sondern gleich drei – das wäre doch glatt eine Volksinitative wett: Vier Sprachen in der Schweiz erfordern vier Nationalfeiertage!) und da würde es seine Truppe hier oben erfreuen, wenn sie mit den vorbeiziehenden Touristen Erinnerungsfotos schiessen dürften. Selbstverständlich gerne, wir haben uns ja auch heute extra in Schale geworfen
– wer will schon an einem Nationalfeiertag in Turnhosen aufkreuzen, das wäre schlicht respektlos (und das mit den Turnhosen ist ernst gemeint also nicht bezüglich turnen sondern bezüglich kurz – wer in Indien erwachsen ist, trägt lange Hosen. Also als Mann, bei den Frauen kennen wir uns nicht so aus und ebenfalls wäre es natürlich respektlos, auf einem Foto mit einem indischen Würdenträger zu rauchen – also die mühsam in Gang gesetzte Nebelpetarde wieder weggelegt und los geht die Fotosession, weil da waren ja viele mit dabei und jeder zweite wollte auch noch ein Foto – aber ganz ehrlich, es hat sich gelohnt und es war nichts als Recht, denn was die Kollegen für eine Arbeit leisten, um die Strasse zu unterhalten, da ist ja so ein Foto ein minimaler Preis dagegen.
Obwohl die Strasse natürlich nicht nur touristischen und kommerziellen Zwecken dient. Vielmehr ist das auch eine wichtige Verbinungsachse um in den nördlichen Gebieten bei den Grenzdiskussionen mit Pakistan und China auch mal etwas Militärgewicht in die Waagschale zu werfen. Uns freut’s trotzdem, wenn wieder ein perfekt smoother Abschnitt kommt und die Zigarre zwischen den Zähnen jodelte sich Dr D die Spitzkehren hinunter dass es eine Freude wahr, der Alpöhi neidisch geworden und die Heidi angerannt gekommen wäre, aber die Heidi (Joni’s liebster Vierbeiner) hört ja nicht mehr so gut – jedenfalls war es eine wahre Freude, die Reifen singen und den Motor swingen zu hören und wieder einzutauchen in die Niederungen der Bergwelt. Aber immer vorsichtig – weil Hochmut wird hier oben sofort bestraft.
Wie immer – the bend must be your friend
und so gelangten wir beschwingt runter – der letzte Abstieg in Richtung Ziel.
Unübersehbar wurde es grüner,
fruchtiger
und die nächsten Dörfer die da aufspriessten muteten an wie die reinsten und schönsten Oasenhaine aus 1001er Nacht – obwohl das ja alles erfunden und ein paar Tausend Kilometer westwärts liegt.
Und schon bald waren wir zurück in der Zivilisation – Checkpoint – und weil auch wir Checker sind, wissen wir auch, dass wir sicher nicht hinter den Lastwagen anstehen müssen.
Also vorbei geschlängelt und weiter – nur noch 49 Km bis ans Ziel bloss, dass das Foto nicht deswegen entstand sondern wegen des knuddeligen Strassenhundes, wohl quasi dem Tourist Guide für Vierbeiner, welcher aber schwarz ist und damit unfotografierbar – wusste Dr D natürlich, weil ja sein Pendant zu Jonis Heidi zwar noch gut hört, aber weil schwarz aber öfters unsicht- und unfotografierbar ist.
Egal – wir mussten weiter, vertankten dann noch den Rest des Kanisters – jedenfalls fast, mit der Reserve hätten wir also locker noch bis China durchfahren können – dürfen wir aber nicht, braucht wieder ein Permit – und so näherten wir uns unaufhaltsam dem Ziel der Reise. Vorher durften wir aber noch eine echt sinnvolle Innovation bestaunen – das hätten die Adventurists Organisatoren aufbauen müssen – so ein Spass mit den Tucks da durchzukurven!
Flugs mal etwas Handgelenk mal Pi navigiert, weil kein Netz, keine Daten ergo auch kein Google Maps – der Plan war klar, irgendwo was futtern, wo wir das voll beladene Tuck gleich vorne dran stellen können und wo es WLAN hat. Unmöglich.
Nicht bloss praktisch sondern auch theoretisch – das Kaff ist zu eng. Und die Einheimischen wissen genau, wie wertvoll das WLAN ist, andere Tucker berichteten, dass bei einer Hotelbesichtigung auf die Frage nach WLAN geantwortet wurde «erst wenn ihr bezahlt habt» weil wohl offenbar schon einige sich ein WiFi erschleichen wollten um dann endlich mit Internets Hilfe ein anderes Hotel anzupeilen. Wir haben unseren Plan adaptiert und sind einfach rumgekurvt bis Dr D die Fassade eines Hauses als Hotelfassade deklariert hat. Jimbo ist reingehüpft und hat das verifiziert – alles gut, im 3. Stock würde es sogar WLAN geben und ausser separaten Betten passte alles – aber daran sind wir ja gewohnt. Ungewohnt für die sehr hilfsbereite Receptionistin war hingegen, dass Jimbo erst noch den Fahrer der draussen wartete fragen musste, ob das OK war – trotz Anzug noch jemanden fragen müssen? Macht echt keinen Sinn. Aber so sind wir basisdemokratischen Schweizer halt und das Hotel erwies sich als Glücksgriff – quasi direkt auf der Rückseite des Zentrums mit all den Restaurants und Touriattraktionen, einen Steinwurf von der Ziellinie der Rally entfernt, mit Dachterasse – fantastisch.
Schräg ist einfach, dass wir auch hier von der Dachterasse herab eine Kuh sichten – Jaisalmer again?
Ganz ehrlich – beide Städte sind sehr vom Tourismus abhängig
Leh ist halt hübscher, aufgemotzter und zieht sicherlich ein Mehrfaches an Touristen an –
darunter sogar solche, die hoi rufen! Wir sind also keine 5 Minuten durch die Stadt gewandert als uns auch schon unsere Scouts, die Schoggis von einer Dachterasse herab
zurufen und zuwinken. Dank deren Scouting-Arbeit war auch klar, dass es wegen des Unabhängigkeitstages in ganz Leh kein Bier geben würde – kein Problem – knapp 2000 km Tuckereien trainieren auch eine gewisse Flexibilität und so haben wir das Wiedersehen dann halt einfach mit Whisky Cola begossen und eine Zigarre geraucht. Ziel erreicht. Ebenso wie diverse weitere Teams, die im Verlauf das Abends noch auftauchten – ist offensichtlich ein Hot Spot diese Dachterasse. Dr D und Jimbo sind dann zeitig von der Runde aufgebrochen um die Strapazen wegzuschlafen und weil sie ja noch ihre eigene Dachterasse ausräuchern mussten. Wegen ein paar Regentropfen liessen wir das dann aber sein und genossen dafür einen monumentalen Stromausfall in der ganzen Stadt. Zack – Licht aus – gute Nacht.
aa
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