Nach der erholsamen Nacht im Romantikhotel spulten wir – trotz leicht überfüllten Mägen – routiniert unser Morgenritual ab: Packen und entsorgen. DrD durfte ja mit 46 Kg Gepäck in Indien einreisen aber beim Abflug in der Höhenluft von Leh sind bloss noch 15 Kg erlaubt, weshalb der grösste Teil unserer Garderobe one-way ist – so richtig krass the ultimate latest – last – exit Fashion (darum schauen wir doch auf den Bildern auch immer so gut aus!).
Und weil heute eine der am schwersten einzuschätzenden Bergetappen anstand – beginnt damit, dass Tucks nicht erlaubt sind und endet damit, dass der Pass übersetzt Berg der Leichen heisst, was für DrD und Jimbo doch ein bisschen Genugtuung wäre, nachdem die beiden ja 2015 vor der Road of Bones leider kapitulieren mussten – kurzum, wir beschlossen uns aus Respekt vor den Bergen uns jetzt fashionmässig so richtig zu toppen und haben uns mal etwas aufgebretzelt – hier noch das entsprechende Selfie aus der Analog-Generation.
Anschliessend mussten wir dann noch die Sponsoren nachtragen – eine Arbeit die gleichermassen Freude macht, wie auch von diversen Zuschauern bestaunt wurde.
Ein letztes Good-bye Manali Pic und dann Rock n Roll!
Also Rocks
and Roll
Den Berg hinauf. Irgendwann fiel uns ein, dass wir noch tanken sollten – also Google befragt und weitergerollt. Vorbei an der aktuellen Chicken-Lieferung – vertrauenswürdig, weil frischer geht’s nicht.
Die Strassen immer wieder gesäumt von Baustellen, das mit den Rocks hat zur Folge, dass die Wassermassen immer wieder alles möglich bis hin zu Dörfern wegreissen, weshalb überall massive Uferverbauungen realisiert werden. Dieser Anblick hat uns allerdings etwas verstört, weil, dass beim Bau der Chinesischen Mauer die toten Arbeiter gleich eingemauert wurden, scheint ja historisch gesichert, aber ob die Inder tatsächlich im 21. Jahrhundert noch einfach so arme Arbeiter einbetonieren wollen? Wir hoffen, die drei haben jedenfalls den Ausgang noch gefunden.
Hier im Norden ist Indien übrigens perfekt organisiert, anstelle des kapitalistischen Systems mit marktschreierischen Firmennamen und dem ganzen Branding-Gedöns, werden die Shops hier einfach durchnummeriert. Praktisch!
So gibt es zB beim Shop 150 (aber auch bei 177 und 191) alte Skioveralls zu kaufen – die scheinen hier äusserst beliebt – ihr wisst ja der latest, last, exit – Fashionhype und so haben wir zB einen modebewussten Biker im wattierten Balmain Overall den Berg hochkurven sehen!
Skikleider dürften aber auch durchaus thematisch angesagt sein, einfach nicht jetzt.
Und weil bei all der Kurverei Langeweile aufkommen könnte (die Tankstelle liess auf sich warten) versüsst das Indische Strassendepartement resp die Border Road Organisation – der Einfachheit halber jeweils BRO genannt – die Fahrzeit mit guten Ratschlägen – derjenige hier erscheint durchaus sinnvoll, wurde ja auch an der Street Parade überall propagiert: Kein Misch-Konsum! Was für uns eh kein Problem ist, denn Tucken genügt uns vollauf zur Glückseligkeit.
Joyfully cruisen also und sinnieren – über Widrigkeiten, denn wenn’s die auf so einer Reise nicht gäbe, müsste man nicht reisen und hätte nichts zu berichten: Wann kommt jetzt endlich die Tankstelle – auf Google war eh mal wieder kein Verlass, weil nach einer halben Stunde tucken war die Tanke weiter weg als je zuvor – egal speed on, ganz so ernst muss die Sprüche auch nicht immer nehmen
Obwohl man mit dem Tuck die Bends sowieso nicht schnell nehmen kann, aber beschwingt nehmen sollte, weil mit der Extravaganz von 7 PS, sollte man Bergauf nie den Schwung verlieren und auf die BROs ist ja Verlass.
Rocks
Strassen die mal waren
Strassen die schon verschiedentlich da waren und dann nicht mehr, also quasi saisonale Strassen – spätere Generationen werden bei den Ausgrabungen hier ob all der verschiedenen Teerschichten wohl rätseln
dabei ist die Antwort einfach, die Wassermassen haben einfach eine enorme Kraft – scheint’s ja auch in der Schweiz grad ein Thema. Unser Thema aber – die Tankstelle?
Nun irgendwann standen wir dann kurz vor dem Eingang zum Manali-Leh Tunnel, mit welchem man den Todesberg untertunnelt hat, bloss durch die Röhre wollten wir ja eben nicht und so stellten wir fest, dass wir in der Euphorie die Tankstellen gleich als erstes hinter uns gelassen hatten und dann friedlich noch dreiviertel-Stunden weitergeeiert waren – also alles zurück Rocks – Skistation – Skikleider – Bagger etc. Getankt und dann frischauf los Richtung Roh-Tang Pass, der ja eigentlich für Tuks gesperrt sei, also einfach mal drauf gehalten. Ging erstaunlich gut.
Vorbei an Wasserfällen, die sogar Google kennt Rataranga oder so ähnlich
schön (das Bild entstand einzig deshalb, weil Jimbo ausserplanmässig eine vertiefte Analyse der lokalen Botanik durchführen musste und weil sich DrD noch selten für Flora und Fauna interessierte kam etwas Langeweile auf)
Und dann, wie immer, als wir es nicht mehr erwarteten, kam der Schlagbaum und die Frage: Permit? Hatten wir nicht, weil wir ja wussten, dass Tuks nicht erlaubt sind. ABER da hatte es ein Schild an der Baracke, dass man ein Permit haben müsse!!! Aber es auch online lösen könne. Der Beamte war verständnisvoll weil sichtlich beeindruckt von unserem properen Outfit, doch leider liess sich das Datennetz davon nicht beeindrucken – Problem – der Beamte noch verständnisvoller: OK wir sollten sein WiFi versuchen. Leider auch nix – Stromausfall – für ihn Business as Usual und so befahl er uns Motor on – fire off – enjoy und so ging es weiter – Rock n Roll zum 257sten oder so
über eine wirklich coole Passstrasse im Sinne der Doors this is the Bend – the only Bend my Friend oder the Bend is your Friend oder wie auch immer – erschwert dadurch, dass wir durch dutzende von Baustellen und Schlammlöchern durchfahren mussten, weil Erdrutsche die Strasse verschütten. Unvorstellbar wie viele hunderte von Arbeitern hier oben – so langsam sind wir in den 3000ern, campieren und an der Strasse arbeiten.
Obwohl man ja auch andere Bilder zeigen könnte: A piece of cake – da ist selbst die Gotthard Passtrasse kritischer – bloss, man beachte die offenbar von unfassbar starken Fallwinden einfach weggebogene Leitplanke (anders können wir uns diese Metallformation nicht erklären) – da möchte man nicht im falschen Moment hier sein.
Den falschen Moment erwischte dann DrD bei einer Baustelle, bei welcher er vor den Augen von hundert Arbeitern und einem Bagger, der eben im Weg stand, das Tuck im Schlamm versenkte. Für DrD kein Problem weil Fahrer – also Jimbo – sorry schieben! Darauf wiederum hatte Jimbo keinen Bock und er befahl Rückwärtsgang – haben wir bisher halt noch nie gebraucht… und so ging es dann mit Anlauf im zweiten Versuch durch das Loch, kurz noch den Bagger weggehupt und weiter. Rock n Roll!
Rock
Und irgendwann bschloss dann Dr.D auch das Outfit – es war ja Fashionday – etwas anzupassen, also weg vom zivilisierten Schweizer Bänkler im Bünzli Anzug – hin zum Hard Rock Opa
Yeaahhhh
Flott ging es voran – der Pass war schon in Sichtnähe und wären wir von der Kurverei nicht so gehypt gewesen hätten wir hier oben übernachten müssen, weil soviele Restaurants, da hätten wir uns ewig nicht entscheiden können.
Überhaupt haben die Inder hier auf diesem Berg der Leichen schon imposante Infrastrukturwerke geschaffen, so auch einen Stausee um die Wasserfluten zu regeulieren und eine je höher desto besser ausgebaute Strasse.
Inklusive praktischen Wäschetrocknungsvorrichtungen – ja auch hier oben kann man noch ins Schwitzen kommen!
und selbst die obligaten heiligen Kühe fehlen nicht, auch wenn sie hier auf ein offenbar extremes Lebensumfeld stossen, wie wir noch feststellen sollten
da lag doch kurz darauf nämlich ein Kuhkadaver auf der Strasse – Bilder ersparen wir auch es würde das Bild dieser heilen Welt verderben
Soviel Schönheit an einem Ort – unglaublich
schööööön
Was auch von Flugsportlern genossen wird – wobei die Könige hier natürlich andere sind
Yep – da sahen wir plötzlich ein ganzes Geschwader an riesigen Raubvögeln kreisen – einfach imposant. Tuck off und einfach nur deren Flugkünste genossen, bis ein Sherpa vorbei kam, etwas mit uns schwatzte und dann meinte, dass es weiter vorne eine Kuh erwischt hätte und die Viecher sich da die Bäuche vollschlagen würden und
tatsächlich der König der Lüfte – von Jimbo eindeutig als Berghaubenadler identifiziert – hier der Chef der Truppe, ebenfalls sichtlich angetan von unserem einwandfreien Auftreten, was man
bei einigen seiner Kollegen nicht sagen konnte, stritten sich die doch tatsächlich (Achtung – es folgt ein verstörendes Bild)
Darum wer jetzt endlich reinfuttern durfte!
Danach zischten ein paar Solisten dieses Berghaubenadler-Geschwaders noch ein paar Mal über unsere Köpfe und zogen die Haube vor unserem schönen Tuck und dann mussten wir halt trotzdem irgendwann weiter.
Vorbei an den übrigen lokalen Aeronauten
welche die herrliche Bergwelt genossen.
Fast schon zu kitschig um wahr zu sein, und irgendwie beginnt sich spätestens bei diesem Bild der geneigte Betrachter, jedenfalls soweit es sich um Freunde, Bekannte und sonst in unserem kleinen Alpenland willkommen Geheissene handelt, weshalb in aller Welt kommen solche Massen an indischen Touristen in die Schweiz, wenn sie all die Schönheit ja direkt vor ihrer Nase haben (nicht dass wir jetzt die Anti-/Over-Rage-against-the-Tourismus Tonspur auspacken wollen, bloss das Gute würde nahe liegen)
Touristisch war es dann auf der Passhöhe auf jeden Fall und dieser lokale Touristentribe war von unserem Outfit dermassen angetan, dass wir mit jedem einzelnen posieren mussten – Zigarre inklusive (nicht angezündet, einfach nur posen – herrlich!)
Zigarrenbeschwingt (ihr wisst ja, die These von Dr D ist es, auf allen Höhen immer mal noch eine Zigarre zu rauchen um so vorbereitet zu sein, dass wenn dann auf dem gefürchteten Taglang La Pass auf weit über 5000 Metern Höhe Beschwerde auftreten würden, der Verzicht auf die Zigarre instantan das Wohlbefinden wieder herstellen würde) – beendeten wir uns als Friends durch die von der Bro fantastisch unterhaltene Passtrasse auf der anderen Seite runter – rüberspienzelnd ins Spiti Valley – genau aus dieser Richtung wären wir gekommen, hätten uns nicht die Erdrutsche einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Und immer wieder Rock n Roll
Bei Tageslicht besehen wäre das sicher eine fantastische Route gewesen, eventuell aber auch etwas eintönig – Rock-lastig…
und irgenwann waren wir dann wieder im nächsten Tal, unten. Passkontrolle – und Dr D Blut schwitzend, weil wir ja immer noch kein Permit hatten. Interessierte hier aber keinen – wichtig bloss, dass während der Warterei auf die Passregistrierung nicht geraucht wurde, weil ja nämlich der registrierende Beamte in seinem Kabäuschen drinnen schon munter am paffen war…
Das cruisen durch ein weiteres Bergtal ersparen wir euch – erwähnenswert bloss noch die Pannenhilfe – auf ganz konkret indische Art: Während der eine Rickshaw Runner arbeitete und das Rad abschraubte, gab der andere Instruktionen und sicherte das Fahrzeug (eigentlich schon fast eine Überbelastung) und Jimbo schaute einfach mal noch zu. Zusätzlich überwachte ein Schatten, dass alles korrekt ablief und Dr. D machte mal ein Föteli. Radwechseln auf Indisch – so quasi.
Wir zogen durch nach Keylong, wo Jimbo diesmals der Romantik abschwor und uns stattdessen einen überaus heimeligen Berggasthof buchte
mit einem atemberaubendem Panorama
Ergänzt mit einem KingFisher und einer Zigarre war dies eine enorm elektrisierende Aussicht (die Drähte wären für jeden NBA Basketballer problemlos zu greifen gewesen)
Elektrisiert war dann auch Dr D weil ihm plötzlich aus den hinteren Synapsen eingetrichtert wurde, dass man den Rohtang auf keinen Fall ohne Permit befahren dürfe und selbst die etwas schusseligen Amis mit ihrem Platten, hatten so ein Permit am Start. Seine Haut nicht ablegen könnend – das blanke Unverständnis von Jimbo aushaltend, machte sich Dr D ans Werk, holte die Wagenpapiere und begann die Online-Permit-Antragsstellung abzuarbeiten – immer weiter, Seite für Seite, Bend für Bend – nach allen Regeln der Kunst die Angaben einzufüllen bis es tatsächlich nur noch ums Zahlen ging. Woran dann Dr D grandios scheiterte, weil die Bestätigungs-SMS zur Validierung der Kreditkartenzahlung erst nach einer gefühlten Ewigkeit eintraf, aber da hatte Dr D schon längst den Back-Button gedrückt und alles war im Eimer. Also nochmals von vorne und dann die Zahlung dem Zahlungsspezialisten überlassen – et voila, nun haben wir auch noch ex post ein Permit zur Bezwingung des Leichenbergs – das ist doch auch etwas beruhigend. Beruhigend dann auch das einfache aber schmackhafte, Abendbrot, was dann Dr D
dermassen beflügelte, dass er gleich noch ein paar Stunden in die Taste haute – ein wahrlich perfekter Abschluss dieser ersten Königsetappe.
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